Mit dem Begriff „Gendern“ werden geschlechtergerechte Formulierungen von Texten bezeichnet. Überwiegend auf Unis und Hochschulen sind sie für wissenschaftliche Arbeiten vorgeschrieben. Je nach Institution ist ein sogenannter „Gender-Disclaimer“ erlaubt, der eine geschlechtsneutrale Sprache abdeckt. Zum Beispiel in dieser Art: „In meiner Abschlussarbeit habe ich zum besseren Lesefluss nur die männliche Form verwendet. Selbstverständlich bezieht sich das immer auch auf weibliche Personen.“
Gründe für die gendergerechte Sprache
Eine „gendergerechte Sprache und Schreibweise“ gewinnt zunehmend an Bedeutung, denn alle Geschlechter werden gleich angesprochen und es wird den typischen Rollenbildern entgegengewirkt. Beispielsweise führt die zentrale Frauenbeauftragte der FU Berlin unter anderem aus, dass sich nur durch eine geschlechtergerechte Sprache alle gleich angesprochen fühlen und mitbedacht werden. Nur so könnten sensible Bilder von Wissenschaft und Hochschule geschaffen und bestehende Geschlechterverhältnisse verändert werden.
Richtig Gendern: 5 Arten
- Geschlechtsneutrale Formulierung
Beispiel: Die Studenten der Biologie wünschen sich mehr Praxisbezug.
besser: Studierende der Biologie wünschen sich mehr Praxisbezug.
Nützliche geschlechtsneutrale Formulierungen:
statt: Teilnehmer – Teilnehmende, Leiter – Leitung, Mitarbeiter – Beschäftigte
- Doppelnennung
Beispiel: Viele Wähler bevorzugen eine konservative Partei.
besser: Viele Wähler und Wählerinnen bevorzugen eine konservative Partei.
- Doppelnennung mit Schrägstrich oder Klammern
Beispiel: Für die Mitarbeiter der Firma wurde Kurzarbeit beantragt.
besser: Für die Mitarbeiter/-innen der Firma wurde Kurzarbeit beantragt.
Für die Mitarbeiter(innen) der Firma wurde Kurzarbeit beantragt.
- Tipp: Vorsicht bei zum Beispiel „Den Lehrer/-innen wurde ein Urlaubstag gestrichen.“
- Binnen-I, Unterstrich, Sternchen
Beispiel:
Zur Hochrechnung wurden 200 Wähler ausgewertet.
Zur Hochrechnung wurden 200 Wähler_innen ausgewertet. (Gender-Gap)
Zur Hochrechnung wurden 200 Wähler*innen ausgewertet. (Gendersternchen)
- Der Gender-Disclaimer
Diese Formulierung wird oft nicht als ausreichend erachtet und kann in der Bewertung deiner Arbeit zu Abzügen führen. Kläre lieber im Vorfeld mit deiner Betreuungsperson die Regeln zum Gendern und verfahre konsequent danach.
Geschlechtsneutrale Formulierungen
- Beim Schreiben jeden Satzes solltest du das Geschlecht berücksichtigen. Ist beispielsweise bei Personenbezeichnungen wie Steuerzahler oder Bittsteller eine Geschlechtertrennung wichtig? Das ist doch Selbstverständlich, deshalb solltest du dir den Kontrollgedanken angewöhnen.
- Das Maskulinum hat ausgedient und kann eigentlich nicht mehr verwendet werden. In Deutschland existiert eine große Sensibilität für eine Unterscheidung nach Geschlecht und Sprachgemeinschaft.
- Wähle geschlechtsneutrale Formulierungen, wenn es weder um konkrete Personen noch um deren Geschlecht geht. Verwende Oberbegriffe, Synonyme, Umschreibungen oder Partizipien, auf jeden Fall das Adäquate zu deinem Schreibstil.
- Eine weitere Möglichkeit ist das Beschreiben von Tätigkeiten. Beispiel: Wahlhelfer – wer bei der Wahl hilft - alle, die bei der Wahl helfen – wer mit der Wahlhilfe seine Kommune unterstützt – die Möglichkeit zum Einsatz als Wahlhelfer etc.
- Optional kannst du auch in einem einzelnen Satz konkret eine Frau oder einen Mann benennen. Wenn es sich um reale Personen handelt, solltest du dich präzise und korrekt ausdrücken.
- Generell müssen wir auch über eine andere Kategorie von Personen sprechen, Menschen die als „divers“ bezeichnet werden. Sie sehen sich weder als Frau noch als Mann, sondern bezeichnen sich selbst als „intergeschlechtlich“ oder „transgender“. Zu empfehlen wären für die Personenbezeichnungen das Gendersternchen, der Gender-Gap oder der Doppelpunkt.
- Checke deine Arbeit noch einmal gründlich und gewissenhaft durch. Hast du wirklich konsequent geschlechtergerecht geschrieben und überall richtig formuliert? Vermeide einen zu sanften Schmusekurs oder zu große Samthandschuhe!
Herausforderungen beim Gendern
Grundsätzlich musst du das richtige Maß für Gender finden, um diskriminierungsfrei zu formulieren. Dabei stellen sich oft Fragen zur Korrektheit, Verständlichkeit oder übertriebener und verkrampfter Konstruktion. Es ist schwer, der jeweiligen Personenbeschreibung gerecht zu werden und dabei den Lesefluss zu erhalten. Eine Lösung liegt eventuell in der sich bietenden Vielfalt wie zum Beispiel:
- „….Schülerinnen und Schüler...., Jugendliche....., junge Menschen...., Schulkinder....“
- „...Gruppe von Schülern....“
Selbstverständlich möchtest du das Ziel und den Nutzen deiner Forschung vermitteln, erklären und bewerten. Das solltest du bei der gesamten Sensibilität für Geschlechtergerechtigkeit auf keinen Fall aus den Augen verlieren.